Frauenstreik, 14. Juni 2019: Keine Mehrfachdiskriminierung als Frau und Migrantin

Die Migration ist weiblich! Rund die Hälfte der migrierenden Menschen weltweit sind Frauen. Früher kamen Migrantinnen mehrheitlich im Rahmen des Familiennachzuges in die Schweiz, heute ist die weibliche Migration viel eigenständiger.

Während Frauen aus dem EU-Raum einfacher in die Schweiz einreisen und arbeiten dürfen, können Frauen aus Drittstaaten praktisch nur über den Familiennachzug legal einreisen und sich hier aufhalten. Ihr Aufenthaltsstatus ist an den «Verbleib beim Ehemann» geknüpft. Das ist insbesondere problematisch für Frauen, die Gewalt in der Ehe ausgesetzt sind.

Doch auch viele Frauen aus dem EU-Raum finden nur in «typisch weiblichen» Tätigkeiten mit schlechten Löhnen eine Stelle: Sie sind übervertreten in Pflege, Gastgewerbe, Reinigung, Landwirtschaft usw. Viele sogenannte Pendelmigrantinnen arbeiten in Privathaushalten, die nicht dem Arbeitsgesetz unterstellt sind und entsprechend schlechte Arbeitsbedingungen bieten.

Frauen migrieren, weil sie einen Beitrag an die finanzielle Situation der Familie leisten wollen, der Arbeitslosigkeit in der Heimat entkommen möchten, sich weiterbilden oder sich von den vorherrschenden gesellschaftlichen Normen und Zwängen in der Heimat befreien wollen.

Doch viele Migrantinnen leben und arbeiten hier unter prekären Bedingungen. Ihre Ausbildungen und Diplome werden in der Schweiz häufig nicht anerkannt. Deshalb müssen viele Migrantinnen eine Arbeit annehmen, die unter ihrer Qualifikation liegt. Mangelnde finanzielle und soziale Sicherheit, ein prekärer Aufenthaltsstatus oder die Illegalisierung als „Sans-papiers“ machen es ihnen schwer, sich gegen Ausbeutung und Gewalt zu wehren.

Wir nutzen den Frauen*streik deshalb auch, um auf die Mehrfachdiskriminierung von Migrantinnen aufmerksam zu machen und deren Ende zu fordern. Die Schweiz muss Diplome, Kompetenzen und erworbene Fähigkeiten der Menschen mit Migrationshintergrund anerkennen. Sie muss frauenspezifische Fluchtgründe anerkennen und den Frauen Sicherheit und Schutz vor Gewalt und Ausbeutung bieten. Dazu gehört auch, die Arbeit in Privathaushalten dem Arbeitsgesetz zu unterstellen und den unwürdigen Arbeitsbedingungen ein Ende zu setzen.

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